Wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist, weiß Hartmut Gieske genau. Nach dem Hinspiel am 12. August des vergangenen Jahres bei der U23 von Borussia Dortmund (0:1) musste Rot-Weiß Oberhausens Aufsichtsratsvorsitzender erklären, warum die Mannschaft die ersten vier Spiele der Saison verloren hat. Eine Teilschuld hatte offenbar der Trainer, denn Andreas Zimmermann musste nach der Pleite in Dortmund gehen.
Rund sieben Monate später konnte Gieske während der Halbzeitpause des Rückspiels gegen den BVB II die Fragen des Stadionsprechers deutlich entspannter beantworten. Dieser wollte vom RWO-Boss wissen, warum die Mannschaft derzeit so erfolgreich sei. Alle sieben Spiele hatten die Kleeblätter in diesem Kalenderjahr für sich entschieden. "Mannschaft und Trainer leisten hervorragende Arbeit. Am vierten Spieltag standen wir ganz unten, da haben wir einen kühlen Kopf bewahrt. Das werden wir nun auch tun", versprach Gieske vor 1781 Zuschauern im Stadion Niederrhein.
Die Partie hätte deutlich mehr Besucher verdient gehabt, denn schließlich handelte es sich um ein echtes Spitzenspiel in der Regionalliga West. Der Tabellenvierte empfing den Dritten, der seine wohle letzte Chance im Aufstiegskampf wahren wollte. Nur einen Sieg fuhr das Team von Trainer Daniel Farke in den letzten sieben Spielen ein. Um die Zweitvertretung bei den formstarken Oberhausenern wieder in die Spur zu kriegen, wurde die Startelf prominent verstärkt. Das schwedische Toptalent Alexander Isak verlieh dem in der Renovierung befindlichen Stadion internationalen Glanz. Für knapp neun Millionen Euro wechselte der 17-jährige Stürmer in der Winterpause von AIK Solna zum BVB. Doch statt das Profiteam in Monaco zu unterstützen, sollte Isak im Ruhrpott Spielpraxis sammeln.
Der zweifache schwedische Nationalspieler ließ erkennen, dass er noch das eine oder andere Spiel benötigt, um seinen Rhythmus zu finden. In der 61. Minute vergab er leichtsinnig die große Chance zur Führung, als er alleine auf RWO-Torwart Robin Udegbe zulief und den Ball weit über das Tor drosch. Schon in der ersten Halbzeit hatte er das 1:0 für die Schwarz-Gelben auf dem Fuß (18.).
Bei den Gastgebern machte sich das Fehlen der beiden Leistungsträger Alexander Scheelen (Gelbsperre) und Patrick Bauder (Schulterprellung) bemerkbar. Doch die fulminante Siegesserie hatte den Spielern eine breite Brust verliehen. RWO ging entschlossen in die Zweikämpfe und spielte mutig nach vorne, große Chancen konnte sich die Mannschaft gegen kompakte Dortmunder nicht erspielen. So mussten sich die Rot-Weißen mit einem letztlich leistungsgerechten Remis zufrieden geben. Das Ende der Siegesserie konnte RWO an diesem Abend freilich verkraften. Für die Dortmunder ist der Zug in Richtung Relegation endgültig abgefahren.